Protest und Kulturkritik
Kooperation im Rahmen der Ausrichtung von mehreren Forschungsateliers mit der philosophischen Fakultät der Universität Straßburg und freut sich über die Förderung dieser Zusammenarbeit durch die Deutsch-Französische Hochschule.
Weitere Informationen zu den einzelnen Forschungsateliers zu den Themen "Protest und Kulturkritik – Differenzen, Übergänge, Schnittstellen" (Protestation et critique de la culture – Différences, passages, chevauchements) und "Kulturkritik und Protest – Formen, Funktionen, interdisziplinäre Perspektiven" (Critique de la culture et protestation – Formes, fonctions, perspectives interdisciplinaires) entnehmen Sie bitte unserem Terminkalender.
Forschungsatelier 2019
Forschungsatelier: Protest und Kulturkritik – Differenzen, Übergänge, Schnittstellen
22.-25. Mai 2019, Landau/Pfalz
In Kooperation mit der Universität Straßburg nimmt der Forschungsschwerpunkt „Kulturelle Orientierung und normative Bindung“ der Universität Koblenz-Landau die in Frankreich und in Deutschland in den letzten Jahren zunehmenden Protestbewegungen zum Anlass, in einem interdisziplinären Forschungsatelier nach dem Verhältnis von historischen und gegenwärtigen Protestformen sowie deren Relationen zur Kulturkritik zu fragen.
Die Geschichte beider Länder zeigt ein durchaus reichhaltiges Repertoire an unterschiedlichen Protesthaltungen und Protestpraktiken, und dennoch scheinen sich die jüngsten Ausdrucksformen und Einstellungen nicht ohne Weiteres unter bekannte Kategorien subsummieren zu lassen. Schlagworte wie jene des ‚Wutbürgers‘ (citoyens indignés), des ‚Abgehängten‘ (citoyens relégués) oder der ‚besorgten Bürger‘ weisen darauf hin, dass die Herausforderungen einer pluralistischen Kultur und einer zunehmend komplexer erlebten Welt eigene Formen des Protests hervorbringen. Wenn die neuere Bewegungs- und Protestforschung gegenwärtige Protesthaltungen unter dem Begriff der ‚Empörungsbewegungen’ diskutiert, dann werden damit insbesondere solche Haltungen und Handlungen fokussiert, die sich einer (selbst)kritischen Reflexion kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse weitgehend entziehen. Die verstärkten Tendenzen zu Provokation, Eskalation und Gewalt werden zusätzlich befördert, indem sich die oftmals von Ressentiments geleiteten Akteure vermehrt virtueller Kommunikationsangebote bedienen, die in Gestalt von ‚Filter Bubbles‘ und ‚Echo Chambers‘ subjektive Eindrücke selbstverstärkend zu kollektivieren und zu radikalisieren vermögen. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ist zu beobachten, dass ebensolche Entwicklungen zu einer Protesthaltung der strikten Ablehnung führen können, die wiederum hochgradig ideologieanfällig ist und dergestalt demokratische Ordnungen weniger kritisiert als in Frage stellt, direkt bedroht und attackiert.
Vor diesem Hintergrund werden Beiträge vorgestellt und diskutiert, die sich dem Verhältnis von Protest und Kulturkritik annehmen, indem sie:
- die Wechselwirkungen und Übergänge von Protest und Kulturkritik beleuchten,
- unter Bezugnahme auf insbesondere philosophische sowie soziologische Ansätze auf das Verhältnis zwischen aktuellen Protesthaltungen/-bewegungen und gegenwärtiger sowie historischer Kulturkritik eingehen,
- sich der Genese und wechselseitigen Beeinflussung deutscher und französischer Kulturkritik annehmen,
- Möglichkeiten der Selbstverständigung im interkulturellen Austausch eruieren und zur Adressierung aktueller kultureller Probleme in Frankreich und in Deutschland beitragen.
Das Forschungsatelier richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (vorwiegend Doktorandinnen/Doktoranden aber auch Post-Doktorandinnen/Doktoranden) aus den Bereichen der Philosophie und Soziologie sowie angrenzenden Disziplinen, die sich im weiten Feld der Protestforschung und der Kulturkritik bewegen und Interesse haben, ihre Ansätze und Überlegungen anhand eines Vortrags mit ausgewiesenen Fachvertreterinnen und Fachvertretern interdisziplinär zu diskutieren. Neben den Veranstaltern Prof. Dr. Christian Bermes (Universität Koblenz-Landau), Prof. Dr. Franck Fischbach (Universität Straßburg) und Prof. Dr. Jürgen Raab (Universität Koblenz-Landau) werden noch weitere renommierte Vertreter aus der Philosophie und der Soziologie teilnehmen, wie etwa Karl-Siegfried Rehberg, Hans-Georg Soeffner, Michael Großheim und Andreas Pettenkofer.